Renommierte Medien wie: ARD-Panorama, Stern, Spiegel, Stiftung-Warentest, etc. berichten dieser Tage davon, dass der AWD Zehntausenden Kunden riskante Fonds verkauft habe.
(s. Beispiel: http://www.test.de/themen/geldanlage-banken/meldung/AWD-Liste-mit-zehntausenden-AWD-Geschaedigten-4213135-4213025/?at=likeCount)
Und richtigerweise sagen diese Medien auch: dass viele tausend AWD’ler diese Fonds (*Anmerkung des Verfassers: im Vertrauen auf AWD-Chef Maschmeyer) auch für sich*persönlich gezeichnet haben.
Dies zeigt: dass AWD-Mitarbeiter, als Vermittler/Agenten/Handelsvertreter, zugleich Täter und Opfer waren und möglicherweise noch immer sind.
Doch wie ist das möglich?
Nun, um diese Frage zu beantworten, muss das unternehmerische System, das dem AWD und vielen anderen vergleichbaren Finanzstrukturvertrieben zugrundeliegt, näher beleuchtet werden.
Das für diese Unternehmen grundlegende System heißt: Multi-Level-Marketing (MLM), zu Neudeutsch ›vielschichtige, pyramidale Verkaufs-Strukturen (-Firmen)‹.
Bereits in den 5oer Jahren durch den rumänisch-US-amerikanischen Unternehmer Bernhard (Bernie) Cornfeld in Europa eingeführt, vermittelte und verkaufte dessen MLM-Strukturvertriebsfirma, die Investors Overseas Services Ltd. (IOS) mit Sitz in Paris und Genf, mit ihren 25.000 Mitarbeitern (Vermittlern/Agenten) 18 Anlagefonds, und das überwiegend für Kleinanleger, im Telefonverkauf und Haustürgeschäft, insbesondere in Deutschland.
Die IOS hatte mit ihren MLM-Strukturen in 10 Jahren rund 2,5 Milliarden USD Kundengelder unter ihre Struktur-Fittiche gebracht, und hielt ihre Mitarbeiter an, Aktien ihres prosperierenden IOS-Unternehmens zu kaufen, was denn auch viele auf Pump finanzierten.
Doch durch undurchsichtige Geflechte von weiteren Fonds, die insbesondere in den ›Fund of Funds‹ investierten, verschwand ein erheblicher Teil der Fonds-Anlagevermögen.
In Deutschland spielte damals der Politiker Erich Mende eine unrühmliche Rolle in diesem Dilemma. Und als dann eine Periode der Börsenschwäche eintrat und Kunden ihre Fonds-Anteile verkauften, brach das IOS-MLM-Firmen-System komplett zusammen. Kunden und Mitarbeiter blieben gleichermaßen als Opfer zurück.
Nach jenem IOS-Desaster gründeten allerdings ehemalige, mit der IOS in Genf gescheiterte Führungskräfte, in Deutschland ihre eigenen, neuen MLM-Finanzstruktur-Imperien: Bonnfinanz, DVAG und OVB.
Maschmeyer, der zunächst sein ›MLM-Handwerk‹ bei der OVB erlernte, ließ 1988 einen Ghostwriter (seinen späteren Schwager Kai Lange, heute Formaxx) den Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD) in Hannover gründen. Mutmaßlich brauchte er diesen Gründungs-Ghostwriter, weil er damit einen von ihm ›selbst kolportierten Vertragsbruch‹ zum Ausstieg bei der OVB, juristisch unbeweisbar machen wollte.
Allerdings erfuhren die Einsteiger, Mitarbeiter und Vermittler des AWD diese letzte Story erst, als sie vertraglich und finanziell gebunden waren, als Führungsmanager und Sub-Unternehmer im AWD.
Doch einst wurden auch sie als AWD-Neueinsteiger, -Mitarbeiter und -Vermittler von Kundenverträgen, vollkommen in den Bann gezogen von ihrem Vorbild und Starverkäufer Carsten Maschmeyer, der oft genug sagte: ››Wenn sie wirklich erfolg-/reich werden wollen (gemeint war: wie ich), müssen sie mir einfach zu Hundertprozent nachmachen, was ich ihnen zeige‹‹, und Maschi konnte seinen ›Jüngern‹ tatsächlich alles vormachen! Natürlich viel subtiler, suggestiver und psychodidaktischer, als Aussenstehende sich das jemals vorzustellen vermögen…
Auch war es beispielsweise ›state oft the art‹, das bei Produkteinführungen und -schulungen zunächst die Produkteigentümer und –Anbieter (z.B. DLF-Dreiländerfonds) ihr Produkt vorstellten und besprachen. Doch jeder Mitarbeiter, jede Führungskraft, war vor einer solchen Präsentation ausdrücklich angewiesen worden, derartige Präsentationen nicht unnötig mit kritischen Nachfragen zum Produkt oder gar zu Risiken, aufzuhalten, weil ›König Maschi‹ dies viel ›verkaufsfreundlicher‹ aufbereitet hätte – oder würde jemand ernsthaft glauben wollen, dass beispielsweise ein Spezialist und Ingenieur für komplizierte Motoren, auch noch ein guter Motorenverkäufer wäre…?
Der würde zwar sicher die Grundlagen und Funktionen des Motors hervorragend erklären können, aber sein Kunde wäre von dieser Informationsvielfalt erschlagen, und würde sicher nicht noch den Kaufvertrag unterschreiben…
Und mit dieser Logik und der Tatsache, dass Finanzprodukte oft kompliziert und stark erklärungsbedürftig sind, wurde seitens Maschmeyer respektive AWD jedes Produkt rein verkaufsorientiert aufbereitet; ganz nach dem Motto: der Kunde sollte so viel Information bekommen, wie er braucht um den Vertrag zu unterschreiben.
Sollte heißen: wenn der Kunde nicht ausdrücklich nach den Produkt-Risiken fragt, sollte die Vertragsunterzeichnung auch damit nicht aufgehalten werden. Schliesslich bekäme nach Vertragsunterzeichnung jeder Kunde auch die original Produktdokumente des Produktanbieters und könnte darin nachlesen, oder im Zweifel beim Produktanbieter nachfragen. Und der Drückerkönig hob an: ››ein guter Verkäufer weiß alles über sein Produkt, ein schlechter sagt alles! ‹‹
So konnte sich jeder aussuchen, zu welcher Sorte Verkäufer er gehören wollte…
Natürlich hätte damit kein AWD-Vermittler einen Freibrief annehmen dürfen, um Produktrisiken zu verschweigen respektive nicht anzusprechen. Nein, es ist geradezu verwerflich und beschämend zugleich, wenn AWD-Mitarbeiter so gearbeitet haben oder noch arbeiten. Doch die sehr hohe Anzahl derjenigen AWD’ler, die selbst zu gutgläubigen, ja naiven Kunden-Opfern wurden, zeigt, dass sie als Finanz-Berater, -Optimierer und -Vermittler selbst nicht nach den Produktrisiken fragten, so wie ihnen vom Vorbild und Meister suggeriert, und so – wie viele Kunden –, einfach den reinen Verkaufsargumenten und angeblichen Aussichten auf den Finanzerfolg folgten.
Und so betrachtet, wurden die zu Tätern Ausgebildeten gleichsam zu Opfern gemacht!
Ein Narr, wer böses dabei denkt?
Maximilian von Ah
ehemaliger geschäftsführender Landesdirektor im MLM-Finanz-Strukturvertrieb
und Insider-Buchautor: GELD FRESSEN SEELE AUF
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